Weltmeister Klitschko gewinnt schon vor dem Kampf

Am Nachmittag jedenfalls war im Inforadio zu hören: „Weltmeister Wladimir Klitschko verteidigt heute Abend seinen Titel“, und der Schweizerische Tagesanzeiger schreibt: „Der 36-jährige Ukrainer Wladimir Klitschko verteidigt heute (23.05 Uhr) seinen Titel im Berner Stade de Suisse gegen den Amerikaner Tony Thompson.“ Auch Bruder Witali müsste gar nicht mehr antreten – die Mitteldeutsche Zeitung vom 2. Juli 2012 weiß schon jetzt: „Boxweltmeister Witali Klitschko wird am 8. September dieses Jahres in Moskau seinen Titel gegen den deutschen Schwergewichtsboxer Manuel Charr verteidigen. Das teilte das Management des WBC-Champions am Montag offiziell mit.“

Offiziell! Und was, wenn einer der beiden Klitschko-Brüder den Kampf verliert?
Kann man einen Titel auch erfolglos verteidigen?

2 Responses to “Weltmeister Klitschko gewinnt schon vor dem Kampf”

  1. Stefan W. sagt:

    ‚Titelverteidigung‘ kann sowohl den Kampf selbst bezeichnen, als auch einen möglichen Ausgang. Die Ansicht, das Ergebnis der Verteidigung würde vorweggenommen, kann schlecht verteidigt werden; zumindest nicht erfolgreich. 🙂

    Ich kann auch ein Auto zur Reparatur in die Werkstatt bringen und dort erfahren, dass diese nicht möglich ist, oder eine solche bezahlen, und dann stellt sich raus, dass der Motor weiter klopft, und der Fehler nicht behoben ist.

  2. admin sagt:

    Im Sport haut das m. E. nicht hin. Wenn Klitschko gewinnt, hat er den Titel verteidigt, wenn er verliert, hat er ihn bei allem guten Willen und aller Anstrengung gerade nicht verteidigt, dann ist er bei der Titelverteidigung (besser: im Kampf um die Titelverteidigung) gescheitert.

    Zum Vergleich mit dem Auto: Wenn ich es zur Reparatur bringe, dann soll es repariert wird. Wenn ich zur Titelverteidigung antrete, dann will ich den Titel verteidigen. Wenn ich scheitere, dann habe ich den Titel nicht verteidigt – genauso wie das Auto nicht repariert ist, wenn es nach der „Reparatur“ immer noch nicht läuft.

    Meines Erachtens beruht das Missverständis auf der Verwendung des Wortes „Titelverteidiger“. „Mit Spanien greift am 10. Juni auch der Titelverteidiger ins EM-Geschehen ein“, war überall zu hören. (Da sind die Engländer und Franzosen m. E. korrekter: „title holder“ bzw. „tenant du titre“ – Titelhalter – heißt es da). Nachdem Spanien das Finale gewonnen hatte, hat aber niemand gesagt: „Der Titelverteidiger hat seinen Titel verteidigt“. In meinem Verständnis ist Spanien auch erst durch den Sieg zum Titelverteidiger geworden und wird folglich erst bei der nächsten EM (so es sich denn qualifiziert) als Titelverteidiger antreten.

    Sollen wir das abschließend von der Duden-Redaktion klären lassen? Oder ist auf die kein Verlass mehr?

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