Ganz schön spießig, das Angebot von Otto’s Berliner Curry:
In der Imbissbude gegenüber werden dagegen auch ausgefallene Wünsche erfüllt:
Da wollte man bei Maggi wohl zeigen, wie polyglott man ist. Leider ging es daneben: „Paprica“ ist Gewürzpaprika; Paprikaschoten heißen auf Italienisch „peperoni„. Wahrscheinlich hat man geglaubt, das sei den überwiegend deutschsprachigen Käuferinnen und Käufern zu scharf. Aber warum schreibt man dann nicht einfach „Paprika“?
Beim nächsten Mal könnte man auch das Fähnchen richtig herum drehen …
Am Nachmittag jedenfalls war im Inforadio zu hören: „Weltmeister Wladimir Klitschko verteidigt heute Abend seinen Titel“, und der Schweizerische Tagesanzeiger schreibt: „Der 36-jährige Ukrainer Wladimir Klitschko verteidigt heute (23.05 Uhr) seinen Titel im Berner Stade de Suisse gegen den Amerikaner Tony Thompson.“ Auch Bruder Witali müsste gar nicht mehr antreten die Mitteldeutsche Zeitung vom 2. Juli 2012 weiß schon jetzt: „Boxweltmeister Witali Klitschko wird am 8. September dieses Jahres in Moskau seinen Titel gegen den deutschen Schwergewichtsboxer Manuel Charr verteidigen. Das teilte das Management des WBC-Champions am Montag offiziell mit.“
Offiziell! Und was, wenn einer der beiden Klitschko-Brüder den Kampf verliert?
Kann man einen Titel auch erfolglos verteidigen?
Wenn ich Texte sehe, lese ich sie. Und auch, wenn ich still für mich lese, höre ich die Texte irgendwie im Kopf. Mein Kopf liest in der Regel einsprachig, und wenn ich das Wort „Rose“ in einem deutschen Text lese, hört es sich anders an, als wenn ich in einem französischen oder englischen Text „rose“ lese.
Nun hingen während der Berlinale am Potsdamer Platz riesige Plakate von L’Oréal mit folgendem Text:
L’ORÉAL PARIS
COLOR RICHE / N° 1
SO INTENSIV
SO REICHHALTIG
SO COLOR RICHE
Bei dieser Werbung gerät mein Kopf durcheinander. Wie, um Himmels willen, spreche ich das aus? „COLOR“ ist amerikanisch (und hört sich dann so an) oder spanisch oder okzitanisch, und dann klingt es ganz anders (siehe Beispiele unter der Erdkarte; man muss die Pfeile anklicken), „RICHE“ wiederum ist eindeutig französisch. Hat der Werbetexter an eine multilinguale Mischung gedacht womöglich weil die „Botschafterinnen der Schönheit von L’Oréal Paris aus allen Teilen der Welt“ kommen?
Oder soll man „RICHE“ wie (englisch/amerikanisch) „rich“ aussprechen? Wäre das angehängte „e“ am Ende gar eine kleine Rebellion der französischen Firma gegen die Dominanz des Englischen?
Sprachlich passt es jedenfalls bei allem guten Willen nicht zusammen! Besonders im letzten Satz nicht, wo man gar nicht weiß, wie man das „SO“ aussprechen soll. Vom Problem der Formung der beiden aufeinandertreffenden „r“-Laute will ich gar nicht erst reden; da käme man in Teufels Küche, je nachdem, für welche Sprachen man sich entscheiden würde …
Wenn ich je in die Verlegenheit geraten sollte, diesen Lippenstift in einer Parfümerie zu kaufen, werde ich so tun, als sei ich stumm. Ich werde der Verkäuferin einen Zettel hinhalten, auf dem der Name geschrieben steht. Vielleicht wird sie mich ja freundlich angucken und zustimmend nicken: „Ja, Kollerisch haben wir.“ Dann werde ich freundlich zurücknicken und dabei denken: Nein, kollerisch sind wir.“
Auf der Startseite von SAP Germany ist derzeit zu lesen:
„Wir feiern 40 Jahre SAP.
Entdecken Sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der SAP im Project Inspiration.
Stolper, stolper Gibt es ein Projekt namens Inspiration und hat man versehentlich c statt k geschrieben und auch versehentlich die Anführungszeichen beim Projektnamen vergessen? Anders kann der Satz nicht verstanden werden im bezieht sich eindeutig auf Project. Aber gleich zwei Fehler? Oder soll es in der Projekt-Inspiration heißen? Und wie spricht man Inspiration aus? Deutsch oder englisch?
Wenn man dem Link folgt, geht es so weiter:
„Herzlich willkommen zum Project Inspiration.
SAP feiert 40 Jahre Zukunft.
Entdecken Sie auf diesen Seiten faszinierende Fakten sowie Videos aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Treten Sie ein in unsere Online-Ausstellung das Abbild unseres interaktiven Project Inspiration Pavillon in unserem Hauptsitz in Walldorf.
Seien Sie ein Teil der Inspiration.
Mhm. Ein Teil der Inspiration … Aber dieselben Fehler wie oben … Herzlich willkommen zum Projekt ‚Inspiration’, müsste es heißen, oder Herzlich willkommen bei der Projekt-Inspiration. Und der Satz mit der Ausstellung ist auch nicht klar, weil grammatisch falsch. Wo ist der Genitiv? Ist gemeint, dass die Online-Ausstellung das Abbild unseres (real im Pavillon existierenden) interaktiven Projekts ‚Inspiration‘ ist? Oder ist sie das virtuelle Abbild des real existierenden Pavillons, in dem das Projekt ‚Inspiration‘ gezeigt wird? Oder das Abbild des Pavillons, in dem eine Ausstellung gezeigt wird, die Projekt-Inspiration zum Thema hat?
Fragen über Fragen.
Antworten findet man wie erwartet auf der englischsprachigen Seite:
„Welcome to Project Inspiration.
Celebrate 40 years of the future.
Enter a fascinating world of images and impressions from the past, present, and future. Enter our exhibit online a virtual reproduction of our interactive Project Inspiration Pavilion at SAP headquarters in Walldorf.
Be part of the inspiration today.“
und im SAP Newsroom:
Unter dem Motto ‚Project Inspiration Celebrate 40 Years of the Future‘ eröffnete SAP heute eine interaktive Ausstellung in Walldorf. Auf dem SAP-Campus im Innenhof des Gebäudes 1 können alle Interessierten eine spannende Zeitreise in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der SAP machen.“
Hatte SAP kein Geld für eine ordentliche deutsche Übersetzung bzw. für ein Lektorat? Oder ist der Firma und den Kunden der Sprachmüll egal?
Dieses ärmellose Hemdchen („Made in Turkey“) erschien anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika erstmals im Handel ein echter Hingucker … ich meine: Ladenhüter. Wenn die Buchstaben wenigstens aufgedruckt wären! Aber nein, sie sind aufgenäht, einzeln, nacheinander, in mühevoller Handarbeit. Vielleicht von Kindern …
Schon damals war die Türkei nicht qualifiziert. Honi soit qui mal y pense…
NB: „Mich deucht“ ist übrigens das Präteritum von „mich dünkt“. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann hier im Duden weiterlesen.
habe ich im Französischunterricht gelernt, um où (mit Accent grave, wo) von ou (ohne Accent grave, oder) zu unterscheiden.
Hier ist durch Wegfall eines Accent aigu aus einem aromatisch-kräftigen Käse ein Graf geworden allerdings keiner aus den Bergen, sondern einer zum Zusammenbauen, weil überdies noch ein n auf der Strecke geblieben ist. Dabei hätte man nur abschreiben müssen
Im Englischen ist alles ok, aber beim deutschen Titel hat jemand vergessen, den Dativ zu retten. Glücklicherweise ist der Kontrast zwischen Schrift und Hintergrund so gering, dass es wohl den wenigsten aufgefallen ist.
Im Netz stand es übrigens korrekt.