Archive for the ‘Denglisch’ Category

Call a Bike, Nextbike und ein paar vélos …

Dienstag, August 7th, 2012

Einfalt:
Berlin, Frankfurt, Hamburg, Karlsruhe, Köln, München, Stuttgart: Call a bike
Berlin, Dresden, Düsseldorf, Erfurt, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig, München: Nextbike

Vielfalt:
Aix-en-Provence: V’hello
Amiens: Vélam
Avignon: Vélopop‘
Bordeaux: VCOB
Dijon: Velodi
Lyon: Vélo’v
Marseille: Le vélo
Montpellier: Vélomagg‘
Nantes: Bicloo
Nice: Vélo Bleu
Obernai: Vél’O
Orléans: Vélo+
Paris: Vélib‘
Perpignan: BIP!
Plaine-Commune: Velcom
Rennes: Vélo à la carte
Rouen: Cy’clic
Strasbourg: Vélhop
Valence: Libélo

 Vélo’v Lyon

L’ORÉAL: Color Riche Lippenstift

Donnerstag, Juli 5th, 2012

Wenn ich Texte sehe, lese ich sie.  Und auch, wenn ich still für mich lese, höre ich die Texte irgendwie im Kopf. Mein Kopf liest in der Regel einsprachig, und wenn ich das Wort „Rose“ in einem deutschen Text lese, hört es sich anders an, als wenn ich in einem französischen oder englischen Text „rose“ lese.

Nun hingen während der Berlinale am Potsdamer Platz riesige Plakate von L’Oréal mit folgendem Text:

L’ORÉAL PARIS
COLOR RICHE / N° 1
SO INTENSIV
SO REICHHALTIG
SO COLOR RICHE

Bei dieser Werbung gerät mein Kopf durcheinander. Wie, um Himmels willen, spreche ich das aus? „COLOR“ ist amerikanisch (und hört sich dann so an) oder spanisch oder okzitanisch, und dann klingt es ganz anders (siehe Beispiele unter der Erdkarte; man muss die Pfeile anklicken), „RICHE“ wiederum ist eindeutig französisch. Hat der Werbetexter an eine multilinguale Mischung gedacht – womöglich weil die „Botschafterinnen der Schönheit von L’Oréal Paris aus allen Teilen der Welt“ kommen?

Oder soll man „RICHE“ wie (englisch/amerikanisch) „rich“ aussprechen? Wäre das angehängte „e“ am Ende gar eine kleine Rebellion der französischen Firma gegen die Dominanz des Englischen?

Sprachlich passt es jedenfalls – bei allem guten Willen – nicht zusammen! Besonders im letzten Satz nicht, wo man gar nicht weiß, wie man das „SO“ aussprechen soll. Vom Problem der Formung der beiden aufeinandertreffenden „r“-Laute will ich gar nicht erst reden; da käme man in Teufels Küche, je nachdem, für welche Sprachen man sich entscheiden würde …

Wenn ich je in die Verlegenheit geraten sollte, diesen Lippenstift in einer Parfümerie zu kaufen, werde ich so tun, als sei ich stumm. Ich werde der Verkäuferin einen Zettel hinhalten, auf dem der Name geschrieben steht. Vielleicht wird sie mich ja freundlich angucken und zustimmend nicken: „Ja, Kollerisch haben wir.“ Dann werde ich freundlich zurücknicken und dabei denken: Nein, kollerisch sind wir.“

SAP Project Inspiration

Freitag, Juni 29th, 2012

Auf der Startseite von SAP Germany ist derzeit zu lesen:
„Wir feiern 40 Jahre SAP.
Entdecken Sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der SAP im Project Inspiration.“

Stolper, stolper … Gibt es ein Projekt namens „Inspiration“ und hat man versehentlich „c“ statt „k“ geschrieben und auch versehentlich die Anführungszeichen beim Projektnamen vergessen? Anders kann der Satz nicht verstanden werden – „im“ bezieht sich eindeutig auf „Project“. Aber gleich zwei Fehler? Oder soll es „in der Projekt-Inspiration“ heißen? Und wie spricht man „Inspiration“ aus? Deutsch oder englisch?

Wenn man dem Link folgt, geht es so weiter:
„Herzlich willkommen zum Project Inspiration.
SAP feiert 40 Jahre Zukunft.

Entdecken Sie auf diesen Seiten faszinierende Fakten sowie Videos aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Treten Sie ein in unsere Online-Ausstellung – das Abbild unseres interaktiven Project Inspiration Pavillon in unserem Hauptsitz in Walldorf.
Seien Sie ein Teil der Inspiration.“

Mhm. Ein Teil der Inspiration … Aber dieselben Fehler wie oben … „Herzlich willkommen zum Projekt ‚Inspiration’“, müsste es heißen, oder „Herzlich willkommen bei der Projekt-Inspiration“. Und der Satz mit der Ausstellung ist auch nicht klar, weil grammatisch falsch. Wo ist der Genitiv? Ist gemeint, dass die Online-Ausstellung das Abbild unseres (real im Pavillon existierenden) interaktiven Projekts ‚Inspiration‘ ist? Oder ist sie das virtuelle Abbild des real existierenden Pavillons, in dem das Projekt ‚Inspiration‘ gezeigt wird? Oder das Abbild des Pavillons, in dem eine Ausstellung gezeigt wird, die Projekt-Inspiration zum Thema hat?

Fragen über Fragen.

Antworten findet man – wie erwartet – auf der englischsprachigen Seite:
„Welcome to Project Inspiration.
Celebrate 40 years of the future.
Enter a fascinating world of images and impressions from the past, present, and future. Enter our exhibit online – a virtual reproduction of our interactive Project Inspiration Pavilion at SAP headquarters in Walldorf.
Be part of the inspiration today.“

und im SAP Newsroom:
„Unter dem Motto ‚Project Inspiration – Celebrate 40 Years of the Future‘ eröffnete SAP heute eine interaktive Ausstellung in Walldorf. Auf dem SAP-Campus im Innenhof des Gebäudes 1 können alle Interessierten eine spannende Zeitreise in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der SAP machen.“

Hatte SAP kein Geld für eine ordentliche deutsche Übersetzung bzw. für ein Lektorat? Oder ist der Firma und den Kunden der Sprachmüll egal?

Touristen fisten

Mittwoch, Juni 27th, 2012

Eigentlich sollte das ein jugendfreies Blog sein, will sagen, bisher ist mir gar nicht in den Sinn gekommen, dass ich mich hier vielleicht auch über delikate Dinge äußern würde. Das hat sich geändert, seit ich heute den an sich ganz harmlosen Artikel „Ein Hoch auf die Touristen“ von Harald Jähner gelesen habe (Berliner Zeitung vom 30.5.2012).  Dort heißt es: „Kaum ein paar Wochen in Berlin sieht der Zugereiste aus der Provinz deshalb auf die Provinzler hinab und denunziert in der neuen Stadt alles, was ihm nicht passt, als unberlinisch und provinziell, augenblicklich am liebsten als schwäbisch. Dieser auch von links tolerierte Fremdenhass trifft am stärksten die Kurzbesucher, die Touristen. ‚Touristen fisten!‘, steht auf manchen Häuserwänden oder auch: ‚No Americans!‘.“

„Touristen fisten“ reimt sich, und was sich reimt, ist gut … aber was bedeutet es?

Ich hatte wirklich keine Ahnung! Im online-Duden bin ich schlau geworden: „fisten“ bedeutet: „Fistfucking praktizieren“.

Wer Englisch kann, ist klar im Vorteil … Aber warum beschreibt die Duden-Redaktion das nicht auf Deutsch? Ist der Sachverhalt zu peinlich? Und wird er weniger peinlich, wenn er englisch benannt und umschrieben wird?

Come home … come out … come in

Samstag, Juni 9th, 2012

Zur Fußball-Europameisterschaft 1996 in England schrieben The Lightning Seeds (Musik) zusammen mit David Baddiel und Frank Skinner (Text) ein Lied, dessen Refrain ein Ohrwurm wurde und ist: „Football’s coming home“. Acht Jahre später, 2004, berichteten Oliver Lück und Rainer Schäfer u. a. in Spiegel online über das Warten auf das Coming-out im Profifußball. Ob ARD-Reporter Gerd Gottlob heute Abend gegen 20 Uhr 35 daran gedacht, gar bewusst darauf angespielt hat, als er sagte, die Nationalspieler warteten auf ihr Coming-in? Gemeint war, dass die Spieler die Katakomben des Stadions verlassen und den Rasen betreten wollten … Wer hätte das gedacht, so kurz vor Spielbeginn?