Archive for Juni, 2012

SAP Project Inspiration

Freitag, Juni 29th, 2012

Auf der Startseite von SAP Germany ist derzeit zu lesen:
„Wir feiern 40 Jahre SAP.
Entdecken Sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der SAP im Project Inspiration.“

Stolper, stolper … Gibt es ein Projekt namens „Inspiration“ und hat man versehentlich „c“ statt „k“ geschrieben und auch versehentlich die Anführungszeichen beim Projektnamen vergessen? Anders kann der Satz nicht verstanden werden – „im“ bezieht sich eindeutig auf „Project“. Aber gleich zwei Fehler? Oder soll es „in der Projekt-Inspiration“ heißen? Und wie spricht man „Inspiration“ aus? Deutsch oder englisch?

Wenn man dem Link folgt, geht es so weiter:
„Herzlich willkommen zum Project Inspiration.
SAP feiert 40 Jahre Zukunft.

Entdecken Sie auf diesen Seiten faszinierende Fakten sowie Videos aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Treten Sie ein in unsere Online-Ausstellung – das Abbild unseres interaktiven Project Inspiration Pavillon in unserem Hauptsitz in Walldorf.
Seien Sie ein Teil der Inspiration.“

Mhm. Ein Teil der Inspiration … Aber dieselben Fehler wie oben … „Herzlich willkommen zum Projekt ‚Inspiration’“, müsste es heißen, oder „Herzlich willkommen bei der Projekt-Inspiration“. Und der Satz mit der Ausstellung ist auch nicht klar, weil grammatisch falsch. Wo ist der Genitiv? Ist gemeint, dass die Online-Ausstellung das Abbild unseres (real im Pavillon existierenden) interaktiven Projekts ‚Inspiration‘ ist? Oder ist sie das virtuelle Abbild des real existierenden Pavillons, in dem das Projekt ‚Inspiration‘ gezeigt wird? Oder das Abbild des Pavillons, in dem eine Ausstellung gezeigt wird, die Projekt-Inspiration zum Thema hat?

Fragen über Fragen.

Antworten findet man – wie erwartet – auf der englischsprachigen Seite:
„Welcome to Project Inspiration.
Celebrate 40 years of the future.
Enter a fascinating world of images and impressions from the past, present, and future. Enter our exhibit online – a virtual reproduction of our interactive Project Inspiration Pavilion at SAP headquarters in Walldorf.
Be part of the inspiration today.“

und im SAP Newsroom:
„Unter dem Motto ‚Project Inspiration – Celebrate 40 Years of the Future‘ eröffnete SAP heute eine interaktive Ausstellung in Walldorf. Auf dem SAP-Campus im Innenhof des Gebäudes 1 können alle Interessierten eine spannende Zeitreise in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der SAP machen.“

Hatte SAP kein Geld für eine ordentliche deutsche Übersetzung bzw. für ein Lektorat? Oder ist der Firma und den Kunden der Sprachmüll egal?

Touristen fisten

Mittwoch, Juni 27th, 2012

Eigentlich sollte das ein jugendfreies Blog sein, will sagen, bisher ist mir gar nicht in den Sinn gekommen, dass ich mich hier vielleicht auch über delikate Dinge äußern würde. Das hat sich geändert, seit ich heute den an sich ganz harmlosen Artikel „Ein Hoch auf die Touristen“ von Harald Jähner gelesen habe (Berliner Zeitung vom 30.5.2012).  Dort heißt es: „Kaum ein paar Wochen in Berlin sieht der Zugereiste aus der Provinz deshalb auf die Provinzler hinab und denunziert in der neuen Stadt alles, was ihm nicht passt, als unberlinisch und provinziell, augenblicklich am liebsten als schwäbisch. Dieser auch von links tolerierte Fremdenhass trifft am stärksten die Kurzbesucher, die Touristen. ‚Touristen fisten!‘, steht auf manchen Häuserwänden oder auch: ‚No Americans!‘.“

„Touristen fisten“ reimt sich, und was sich reimt, ist gut … aber was bedeutet es?

Ich hatte wirklich keine Ahnung! Im online-Duden bin ich schlau geworden: „fisten“ bedeutet: „Fistfucking praktizieren“.

Wer Englisch kann, ist klar im Vorteil … Aber warum beschreibt die Duden-Redaktion das nicht auf Deutsch? Ist der Sachverhalt zu peinlich? Und wird er weniger peinlich, wenn er englisch benannt und umschrieben wird?

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt …

Montag, Juni 25th, 2012

Fußball-WM in Südafrika - ohne Türkei

Dieses ärmellose Hemdchen („Made in Turkey“) erschien anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika erstmals im Handel – ein echter Hingucker … ich meine: Ladenhüter. Wenn die Buchstaben wenigstens aufgedruckt wären! Aber nein, sie sind aufgenäht, einzeln, nacheinander, in mühevoller Handarbeit. Vielleicht von Kindern …

Schon damals war die Türkei nicht qualifiziert. Honi soit qui mal y pense…

NB: „Mich deucht“ ist übrigens das Präteritum von „mich dünkt“. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann hier im Duden weiterlesen.

Auf der Oder schwimmt nie ein Graf …

Mittwoch, Juni 20th, 2012

 … habe ich im Französischunterricht gelernt, um „où“ (mit Accent grave, „wo“) von „ou“ (ohne Accent grave, „oder“) zu unterscheiden.

Comte de Montage

Hier ist durch Wegfall eines Accent aigu aus einem aromatisch-kräftigen Käse ein Graf geworden … allerdings keiner aus den Bergen, sondern einer zum Zusammenbauen, weil überdies noch ein „n“ auf der Strecke geblieben ist. Dabei hätte man nur abschreiben müssen …

Miss Frankreich schockt mit Elsässisch

Donnerstag, Juni 14th, 2012

„Miss Frankreich schockt mit Elsässisch
Straßburg. Miss France 2012 ist eine Elsässerin. Das an sich ist keine Sensation. Aber dass die 20-jährige Delphine Wespiser aus Magstatt-le-Bas im Sundgau es gewagt hat, vor laufenden Kameras im französischen Fernsehen Elsässisch zu sprechen, hat für Aufregung gesorgt. Die Reaktionen waren nicht nur freundlich, denn Frankreich tut sich schwer mit dem deutschen Dialekt wie auch mit seinen anderen Regionalsprachen.

„Das Elsässische hat noch mehr Schwierigkeiten als beispielsweise das Bretonische oder das Katalanische“, sagt Bénédicte Keck vom Elsassischen Sprochamt – Office pour la Langue et la Culture d’Alsace (Olca). Immerhin sei Deutsch die Sprache des Erzfeindes langer Jahre und davon sei bis heute etwas hängen geblieben. „Während ein südfranzösischer Akzent als nett empfunden wird, gilt der elsässische als hässlich, bäuerlich und ist verpönt“, meint Keck. Es setze viel Mut voraus, offiziell Mundart zu sprechen.

Frankreich konnte sich bis heute als einziges EU-Land nicht entschließen, die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen des Europarats von 1992 zu ratifizieren.

Die Zweisprachigkeit sei in den letzten 40 Jahren im Elsass extrem rückläufig, sagt Olaf Paschen vom Verein ABCM Zweisprachigkeit in Schweighouse-sur-Moder. „In Frankreich sieht man andere Sprachen neben dem Französischen grundsätzlich sehr ungern.“ Es gebe aber zunehmend Unternehmer, die den elsässischen Politikern auf die Füße träten, weil ihnen zunehmend zweisprachige Mitarbeiter fehlten.
…“

Den ganzen Text (von Regina Weinrich, Saarbrücker Zeitung vom 20. Jan. 2012) kann man hier nachlesen. Und hier ist Delphine Wespisers Plädoyer für den Dialekt zu sehen und zu hören:

http://www.youtube.com/watch?v=foN5eY1ijqY

Bringschuld erbracht?

Montag, Juni 11th, 2012

„Bringschuld“ ist ein Begriff aus dem Kaufvertragsrecht und meint eine Schuld, die am Wohnort des Gläubigers zu begleichen ist, indem der Schuldner die Sache/Leistung beim Gläubiger erbringt. Haben die Vertragspartner beispielsweise bei einem Autokauf eine Bringschuld vereinbart, dann muss der Verkäufer (der Schuldner) das Kfz beim Käufer (dem Gläubiger) abliefern.

Vor kurzem hat der Begriff – insbesondere im Zusammenhang mit dem Thema Migration – Einzug in den allgemeinen Wortschatz gehalten. Baden-Württembergs Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) spricht von der „Bringschuld der Migranten“, von denen sie mehr Einsatz und mehr Verantwortung für Deutschland fordert. Die niedersächsische Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) will für eine erfolgreiche Integration auch die Zuwanderer in die Pflicht nehmen: „Es ist eine Bringschuld, Deutsch zu lernen, seine Kinder in die Kita zu schicken, sich mit dem deutschen Schulsystem auseinanderzusetzen und seine Kinder dort nicht untergehen zu lassen“.

In einer übertragenen (und gleichzeitig verflachten) Bedeutung taucht der Begriff jetzt auch im online-Duden auf. Als Beispiel steht dort: „der Verein hat gegenüber den Fans eine Bringschuld (Verpflichtung, etwas zu erbringen, zu leisten)“. Hier ist der Wohnort des „Gläubigers“, der im Zusammenhang mit dem Thema Migration noch eine große Rolle spielt, schon irrelevant – denn nicht alle Fans des Vereins sind Einwohner derselben Stadt, und die Verpflichtung, Leistung zu erbringen, gilt nicht nur bei Heim-, sondern auch bei Auswärtsspielen.

In der vom Duden beschriebenen Bedeutung hat auch Joachim Löw vor ein paar Tagen bei einer Pressekonferenz in Danzig den Begriff der Bringschuld verwendet, und zwar im Zusammenhang mit dem (Fehl-)Verhalten Jérôme Boatengs unmittelbar vor Antritt der Reise ins EM-Quartier. „Boateng ist in einer Bringschuld“ (stern.de, Hamburger Abendblatt, WZ, etc.), soll er gesagt haben, bzw. „Selbstverständlich hat er eine Bringschuld. Er muss in der Lage sein, sich in den nächsten Wochen zu zerreißen“ (Handelsblatt, ran, etc.). Vielleicht hat Löw ja beides gesagt – egal. Gemeint war jedenfalls, dass Boateng sein Verhalten durch hervorragende Leistungen beim Turnier wiedergutmachen muss.

Leider kam es, wie es kommen musste: Der Begriff ist zum – dummdeutschen – Selbstläufer geworden: Nachdem Boateng gestern gegen Portugal gut gespielt (oder: seine Schuld durch das Erbringen einer guten Leistung beglichen) hat, ist heute in fast jeder Zeitung der auf dem Mist der dpa gewachsene Unsinn zu lesen: „Bringschuld erbracht“.

Come home … come out … come in

Samstag, Juni 9th, 2012

Zur Fußball-Europameisterschaft 1996 in England schrieben The Lightning Seeds (Musik) zusammen mit David Baddiel und Frank Skinner (Text) ein Lied, dessen Refrain ein Ohrwurm wurde und ist: „Football’s coming home“. Acht Jahre später, 2004, berichteten Oliver Lück und Rainer Schäfer u. a. in Spiegel online über das Warten auf das Coming-out im Profifußball. Ob ARD-Reporter Gerd Gottlob heute Abend gegen 20 Uhr 35 daran gedacht, gar bewusst darauf angespielt hat, als er sagte, die Nationalspieler warteten auf ihr Coming-in? Gemeint war, dass die Spieler die Katakomben des Stadions verlassen und den Rasen betreten wollten … Wer hätte das gedacht, so kurz vor Spielbeginn?

Bach-Chor: Kantate BWV 39

Donnerstag, Juni 7th, 2012

Allen Berliner Bach-Liebhaberinnen und -Liebhabern unter der Lesenden hatte ich an dieser Stelle den Bach-Kantate-Gottesdienst vom 9. Juni 2012 ans Herz gelegt. Ein aufmerksamer und äußerst kritischer Freund hat mir jetzt gesagt, dass das ein handwerklicher Fehler sei, weil mein Singen im Bach-Chor an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche mit meiner Tätigkeit als Lektorin und Bloggerin über Sprache wirklich nichts zu tun habe. Schade! Aber er hat, wie immer, recht, und deshalb habe ich den Beitrag gelöscht. Wer mehr über den Berliner Bach-Chor erfahren möchte, weiß ja jetzt, wo er nachschauen kann …

Deklination des Possessivpronomens

Montag, Juni 4th, 2012

Im Englischen ist alles ok, aber beim deutschen Titel hat jemand vergessen, den Dativ zu retten. Glücklicherweise ist der Kontrast zwischen Schrift und Hintergrund so gering, dass es wohl den wenigsten aufgefallen ist.

Juden in den Nachfolgestaaten des Heiligen Römischen Reichs

Im Netz stand es übrigens korrekt.

logowww.text-und-sinn.de


Momente, in denen man sich intelligent werden fühlt

Montag, Juni 4th, 2012

Solche Momente soll es ja geben …

intelligente Theatermomente

Dies ist keiner.