Archive for the ‘Werbung’ Category

Call a Bike, Nextbike und ein paar vélos …

Dienstag, August 7th, 2012

Einfalt:
Berlin, Frankfurt, Hamburg, Karlsruhe, Köln, München, Stuttgart: Call a bike
Berlin, Dresden, Düsseldorf, Erfurt, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig, München: Nextbike

Vielfalt:
Aix-en-Provence: V’hello
Amiens: Vélam
Avignon: Vélopop‘
Bordeaux: VCOB
Dijon: Velodi
Lyon: Vélo’v
Marseille: Le vélo
Montpellier: Vélomagg‘
Nantes: Bicloo
Nice: Vélo Bleu
Obernai: Vél’O
Orléans: Vélo+
Paris: Vélib‘
Perpignan: BIP!
Plaine-Commune: Velcom
Rennes: Vélo à la carte
Rouen: Cy’clic
Strasbourg: Vélhop
Valence: Libélo

 Vélo’v Lyon

Mampe Halb und Halb

Montag, August 6th, 2012

Mampe Halb und Halb 2

Was ist denn das, habe ich mich gefragt, als ich das Schild neulich in dieser wohl unfreiwillig verkürzten Version im Fenster einer Kneipe sah. „Halb und halb“ kannte ich nur von Kartoffelklößen, und mit „Mampe“ assoziierte ich (zugegeben: nicht sehr originell) Pampe, Wampe und Schlampe – nicht gerade sehr appetitlich …

Bei Wikipedia und im Berliner Mampemuseum erfährt man, dass der Arzt Carl Mampe 1831 im pommerschen Stargard aus Schnaps und Kräutern „Bittere Tropfen“ zusammenbraute, die er als Mittel gegen Cholera in Apotheken verkaufen ließ. 1894 entwickelte sein Stiefneffe Carl Mampe jun. den berühmten Mampe Halb und Halb, einen Likör aus Bitterorangen. Seit 1951 ist ein Elefant das Logo des Magenbitters der Berliner Carl Mampe AG, weshalb zwei Elefanten im Berliner Zoo auf die Namen Carl und Mampe getauft wurden.

Man liest auch Interessanteres. So nannten sich Männer jüdischer Abstammung, die während des Zweiten Weltkriegs in der Wehrmacht dienten, nach dem bittersüßen Kräuterlikör. Mehr dazu kann man im Buch Hitlers jüdische Soldaten (Hitler’s Jewish Soldiers) des amerikanischen Autors Bryan Mark Rigg nachlesen.

Und 1978 verhalf David Bowie der Firma Mampe vorübergehend zu Ruhm: Im Film Schöner Gigolo, armer Gigolo hatte er einen kurzen Auftritt als Mampe-Flasche.

So sieht übrigens der vollständige Aufkleber aus:

Mampe komplett

Lola trennt

Donnerstag, Juli 26th, 2012

Gestern bei einer Bootsfahrt auf der Spree habe ich ein schon älteres, mir aber bis dato unbekanntes Werbeplakat der BSR photographiert, das ich sehr gelungen finde. Da mein Photo leider vollkommen misslungen und nicht zu verwenden war, habe ich nach dem Bild gegoogelt und bin dabei auf einen Beitrag im interkulturellen Blog für deutsch-französische Wirtschaftskommunikation gestoßen.

BSR Lola trennt

Darin heißt es: „… wenn man bedenkt, dass 14 Prozent der Berlinerinnen und Berliner einen ausländischen Pass haben, sollte man vielleicht doch darüber nachdenken, ob man fast ein Sechstel seiner potentiellen Zielgruppe vom Verständnis einer Werbekampagne ausschließen möchte. Und: Viele deutsche Unternehmen, die im Ausland für ihre Produkte werben wollen, vergessen, dass Menschen aus anderen Ländern nicht auf das gleiche kollektive Gedächtnis zurückgreifen können wie sie selbst. Da bleiben Werbeflops nicht aus. Und je höher der Werbeetat, desto schmerzlicher der Misserfolg. Deshalb: Interkulturelle Kenntnisse sind unerlässlich, um sich derartige Fehlinvestitionen zu ersparen.“

Werbeflop? Misserfolg? Fehlinvestition?

Wenn es eine Werbung gibt, die nicht vollkommen geistlos, sondern einfallsreich und oft witzig und außerdem erfolgreich ist, dann ist es die Werbung der BSR. Unvergessen die Sprüche „We kehr for you“, „Drei Wetter tough“, „Bin ich schon drin?“, „Eimer für alle“ oder „Mc it rein“, der Saturday Night Feger, die Promenadenwischung Dirty Harry und die Hertha-Spieler Friedrich, Marcelinho und Bastürk im Dienst der Stadtreinigung, das angebliche Magnum-Werbe-Video mit französischem (!) Chanson im Hintergrund (dessen Text wahrscheinlich kein Mensch in Deutschland versteht) und der überraschenden Erkenntnis: „Kein Eis auf Berlins Straßen“, etc. etc.

Klar: Wer deutsch und englisch kann, ist im Vorteil. Aber hier wird doch niemand vom Verständnis ausgeschlossen! Wer als Franzose (oder Türke oder Pole oder Italiener oder was auch immer) in Berlin lebt und passabel Deutsch kann, weiß wahrscheinlich vom deutschen Titel des Films und versteht auch die Anspielung. Wer als Franzose (oder Türke oder Pole oder Italiener oder was auch immer) in Berlin lebt und kein Deutsch kann, versteht die Anspielung nicht. Er sieht nur eine Frau mit einem Biomüll-Eimerchen. Aber wer ein bisschen nachdenkt, kommt vielleicht selbst auf die Idee, dass er seinen Biomüll in diesem Eimerchen sammeln und anschließend im Hof in die dafür vorgesehene Biotonne werfen könnte. Auch die anderen Mülltonnen sind mehr oder weniger ausschließlich mit deutschen Texten versehen. Die BSR geht wohl tatsächlich davon aus, dass Leute, die in Berlin leben, ein Minimum Deutsch verstehen, unabhängig von ihrem spezifisch kollektiven Gedächtnis.

Vielleicht sollte man über diese Frage weiter diskutieren, wenn französische Firmen ihre Werbekampagnen nach den in Paris lebenden Ausländern ausrichten, die der französischen Sprache nicht mächtig sind.

P.S. Ich hätte diese Antwort gerne im interkulturellen Blog veröffentlicht, aber das ging leider nicht. Scheint eine geschlossene Gesellschaft zu sein …

„Mädels, macht’s euch selbst!“ Sixx will auf die Sex, pardon: 6

Donnerstag, Juli 12th, 2012

Vor kurzem ist AXE mit einer sexistischen Werbekampagne negativ aufgefallen. Einer der Werbesprüche lautete: „Egal, was sie trinken will – besorg´s ihr“. Wie eine Antwort darauf klingt die neueste Werbung des Fernsehsenders Sixx: „Mädels, macht’s euch selbst!“

Werbeträger des Senders (Zielgruppe: 15- bis 49-jährige Frauen) ist ein gestyltes, blondes, pardon: weißes Huhn. Sixx-Geschäftsführerin Katja Hofem-Best: „Das Huhn steht nicht für die Frauen, das Huhn ist die Botschafterin des Senders“. Ach nee. Gezeigt wird „alles, was Frauen gerne sehen“ – vorwiegend US-amerikanische Daily und Dokusoaps, Drama- und Comedyserien, Realityshows, Talkshows und Spielfilme. Im Mittelpunkt stehen Männer bzw. Frauen, die versuchen, sich als Sexualobjekt für Männer interessant zu machen. Nicht umsonst war bis vor kurzem das Lied „Satellite“ von Lena Meyer-Landrut Titelmelodie des Senders – die Frau als Satellit, die nichts anderes zu tun hat, als ihren Planeten (Mann) mit lackierten Fußnägeln und in hellblauer Unterwäsche schwärmerisch zu umkreisen, an nichts anderes denkt als an ihn und ohne ihn zugrunde geht („can’t be a minute without your love“). Wie in diesem kleinen Werbefilm.

Nun sind Hühner bekanntlich dumm, bestenfalls verrückt, und können nicht viel mehr als gackern und Eier legen. Mithilfe der neuen Kampagne sollen die dummen Hühner, pardon: die jungen Frauen lernen, ihren Lieblingssender Sixx auf die Nummer 6 der Fernbedienung zu programmieren.

Zumindest steht es so auf dem Plakat:

sixx-machts-euch-selbst.jpg

 

Wer aber unter machts-euch-selbst.de eine Art Bedienungsanleitung erwartet, wird enttäuscht. Man sieht ein junges Mädchen mit krausen Locken und im orangefarbenen Top und die Aufforderung, den Ton einzuschalten. Danach sieht man einen fast leeren, grasgrünen Bildschirm mit einem kleinen Feld in der Mitte, auf dem „weiter“ steht. Wenn man dort klickt, erscheint dasselbe Bild noch einmal. Man klickt also noch einmal – wieder dasselbe Bild. Aber man hört ein leises Stöhnen. Und so geht es weiter: Man klickt ein paarmal „weiter“, dann steht dort „härter“, dann „schneller“, das Stöhnen wird immer lauter, dann noch ein paarmal „fester“ – bis zum Orgasmus, sozusagen. Am Schluss eine Stimme aus dem Off: „Mädels, macht’s euch selbst! Programmiert Sixx auf die 6!“ und die Antwort: „Sixx. Das will ich auch!“

Man sitzt vor dem Rechner, denkt an die berühmte Szene aus Harry & Sally („Ich will genau das, was sie hatte“) und fühlt sich irgendwie verarscht. Was, zum Teufel, soll das? Ich habe nicht die geringste Lust, mir von einem Fernsehsender Ratschläge für mein Sexualleben geben zu lassen, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass andere Frauen so etwas toll finden. Für wie bescheuert halten die Macherinnen und Macher von Sixx ihr Publikum?

Frauen zwischen 15 und 49 sind in einem Alter, in dem sie zur Schule gehen, lernen, studieren, eine Ausbildung machen, arbeiten, vielleicht Karriere machen, lieben, oft eine Familie gründen, Kinder gebären und großziehen. Die meisten Frauen zwischen 15 und 49 können mit dem diskriminierenden Frauenbild von Sixx, das Frauen auf die Rolle naiver, nur an Männern und an Sex interessierter Dummchen reduziert und damit die schlimmsten Klischees bedient, nichts anfangen.

Ganz abartig finde ich, dass das, was als Aufruf zu Unabhängigkeit und Freiheit daherzukommen scheint („Mädels, macht’s euch selbst!“), nichts anderes ist als ein Aufruf zum Verharren in Dummheit, Unmündigkeit und Unterwerfung.

Emanzipation war gestern – heute ist Sixx! Hauptsache, die Quote stimmt.

Erst mal Italienisch lernen …

Montag, Juli 9th, 2012

Paprica ist nicht Paprika

Da wollte man bei Maggi wohl zeigen, wie polyglott man ist. Leider ging es daneben: „Paprica“ ist Gewürzpaprika; Paprikaschoten heißen auf Italienisch „peperoni„. Wahrscheinlich hat man geglaubt, das sei den überwiegend deutschsprachigen Käuferinnen und Käufern zu scharf. Aber warum schreibt man dann nicht einfach „Paprika“?

Beim nächsten Mal könnte man auch das Fähnchen richtig herum drehen …

Don’t be a maybe – don’t smoke!

Samstag, Juli 7th, 2012

„Maybe never wrote a song“
„Maybe never learned to fly“
„Maybe will never be her own boss“
„Maybe goes nowhere“
„Maybe never found a way“
„Maybe never feels free“
„Maybe never fell in love“

 Maybe never fell in love - Marlboro

Zielgruppe dieser Werbekampagne sind junge Erwachsene, die täglich neu vor der Entscheidung stehen, ob sie anfangen sollen zu rauchen oder nicht: vielleicht … vielleicht auch nicht. Marlboro sagt: „du sollst“ und kommt damit wahrscheinlich besonders gut bei denen an, die im Elternhaus meistens „du sollst nicht, du darfst nicht“ etc. hören.

Die neue (zugegeben nicht mehr ganz so neue) Marlboro-Werbung stößt auch im Netz auf heftige Kritik, wobei viele der Meinung sind, die Werbung an sich sei genial, nur das Produkt passe nicht. Es gibt viel Adbusting und phantasievolle Antiwerbung.

Manche schreiben, sie verstünden die Werbung nicht. Wenn man die sprachliche Konstruktion aufschlüsselt, wird klar, warum.

Zunächst wird gesagt, dass zögerliche, unentschlossene Menschen, denen es schwer fällt, sich zu entscheiden, es im Leben zu nichts bringen – und zwar weder in puncto Karriere, noch in puncto Liebe, noch in puncto Selbstbewusstsein. Das wird in einen elliptischen Satz gekleidet, in dem mehrere Satzteile ausgelassen sind: „Maybe“ steht für „Someone who always says ‚maybe’“ („Jemand, der immer nur ‚vielleicht‘ sagt“). Inhaltlich ist das natürlich Unsinn. Zu vielen Entscheidungen wird man gezwungen, und wer heute „vielleicht“ sagt, kann morgen „ja“ oder „nein“ sagen, und es wird auch niemand ernsthaft behaupten, dass zögerliche Menschen sich nicht verlieben oder vollkommen ziellos durchs Leben gehen. Aber die Botschaft kommt an, und sie lautet: „Maybes“ sind eigentlich „Nobodys“.

In einem zweiten Schritt wird nun die Lösung all dieser Probleme versprochen: „Be Marlboro“ ist der Gegenentwurf zum gerade beschriebenen Versager, wobei „Be Marlboro“ wieder so eine elliptische Konstruktion ist: „Sei einer von denen, die Marlboro rauchen“. Im Rückschluss soll das bedeuten, dass, wer keine Marlboro raucht, ein „Maybe“ im obigen Sinne, also ein Versager ist.

Dass diese Gegenüberstellung hinkt, ist auch der Tatsache geschuldet, dass „maybe“ nicht das Gegenteil von „be“ ist. Das kann es schon sprachlich nicht sein, denn „be“ ist ein Verb, während „maybe“ ein Adverb ist. Die erste elliptische Konstruktion muss in der Auflösung also noch länger und auch ein Imperativ sein: „Don’t hesitate, because when you always say ‚maybe‘ you will never be your own boss“ (oder – elliptisch: „Dont‘ be a ‚maybe‘ who never will be his own boss“).

Genau hier liegt die Chance dieser Werbung: Wer nicht „vielleicht“ sagt, sagt nämlich nicht notwendigerweise „ja“ – er kann auch „nein“ sagen. Wer im Leben immer nur „ja“ sagt, wer immer mit dem Strom schwimmt und sich immer einer Gemeinschaft unterordnet („Be Marlboro“ soll ja auch bedeuten: Sei einer von uns, sei kein Außenseiter), wird zum Mitläufer und kann ebenso scheitern wie derjenige, der sich zu nichts entscheiden kann.

Konsequent zu Ende gedacht, lautet die eigentliche Botschaft dieser Werbung:

Sei nicht so unentschlossen – entscheide dich!

Lass dich nicht gegen deinen Willen verführen!

Sei kein Mitläufer – sag laut und deutlich „nein“, wenn du nicht willst.

 

L’ORÉAL: Color Riche Lippenstift

Donnerstag, Juli 5th, 2012

Wenn ich Texte sehe, lese ich sie.  Und auch, wenn ich still für mich lese, höre ich die Texte irgendwie im Kopf. Mein Kopf liest in der Regel einsprachig, und wenn ich das Wort „Rose“ in einem deutschen Text lese, hört es sich anders an, als wenn ich in einem französischen oder englischen Text „rose“ lese.

Nun hingen während der Berlinale am Potsdamer Platz riesige Plakate von L’Oréal mit folgendem Text:

L’ORÉAL PARIS
COLOR RICHE / N° 1
SO INTENSIV
SO REICHHALTIG
SO COLOR RICHE

Bei dieser Werbung gerät mein Kopf durcheinander. Wie, um Himmels willen, spreche ich das aus? „COLOR“ ist amerikanisch (und hört sich dann so an) oder spanisch oder okzitanisch, und dann klingt es ganz anders (siehe Beispiele unter der Erdkarte; man muss die Pfeile anklicken), „RICHE“ wiederum ist eindeutig französisch. Hat der Werbetexter an eine multilinguale Mischung gedacht – womöglich weil die „Botschafterinnen der Schönheit von L’Oréal Paris aus allen Teilen der Welt“ kommen?

Oder soll man „RICHE“ wie (englisch/amerikanisch) „rich“ aussprechen? Wäre das angehängte „e“ am Ende gar eine kleine Rebellion der französischen Firma gegen die Dominanz des Englischen?

Sprachlich passt es jedenfalls – bei allem guten Willen – nicht zusammen! Besonders im letzten Satz nicht, wo man gar nicht weiß, wie man das „SO“ aussprechen soll. Vom Problem der Formung der beiden aufeinandertreffenden „r“-Laute will ich gar nicht erst reden; da käme man in Teufels Küche, je nachdem, für welche Sprachen man sich entscheiden würde …

Wenn ich je in die Verlegenheit geraten sollte, diesen Lippenstift in einer Parfümerie zu kaufen, werde ich so tun, als sei ich stumm. Ich werde der Verkäuferin einen Zettel hinhalten, auf dem der Name geschrieben steht. Vielleicht wird sie mich ja freundlich angucken und zustimmend nicken: „Ja, Kollerisch haben wir.“ Dann werde ich freundlich zurücknicken und dabei denken: Nein, kollerisch sind wir.“

Auf der Oder schwimmt nie ein Graf …

Mittwoch, Juni 20th, 2012

 … habe ich im Französischunterricht gelernt, um „où“ (mit Accent grave, „wo“) von „ou“ (ohne Accent grave, „oder“) zu unterscheiden.

Comte de Montage

Hier ist durch Wegfall eines Accent aigu aus einem aromatisch-kräftigen Käse ein Graf geworden … allerdings keiner aus den Bergen, sondern einer zum Zusammenbauen, weil überdies noch ein „n“ auf der Strecke geblieben ist. Dabei hätte man nur abschreiben müssen