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Ubi caritas Deus ibi est … mehrsprachig … Taizé

Montag, Juli 9th, 2012

Ubi caritas et amor, ubi caritas Deus ibi est.
Là où sont la charité et l’amour, là est Dieu.
Donde hay caridad y amor, allí está Dios.
Wo Güte und Liebe herrschen, da ist Gott.
Tam, gdzie miłość jest, tam mieszka Bóg.
Where there is charity, selfless love, where there is charity, God is truely there.
Ten, kur gailestis ir meilė, ten, kur gailestis, Dievas ten yra.

Eben im Vorwort zu Chajim Blochs Chassidischen Geschichten und Legenden gelesen: „Da ist der Zaddik, der am Jom Kippur,  dem strengsten Fasttag, in der Gebetsekstase bis vor Gottes Thron gelangt. Fast hat er schon Gott überredet, den Messias sofort kommen zu lassen – da sieht er, wie unten in der Synagoge ein alter Betteljude ohnmächtig zusammenbricht, weil er das verlängerte Fasten nicht aushält. Da kehrt des Rabbi Seele eilig in den Körper zurück, um das Gebet und Fasten rechtzeitig zu beenden.“

Gottesteilchen

Sonntag, Juli 8th, 2012

Seitdem am 3. Juli die ersten Meldungen über die Entdeckung des Higgs-Bosons veröffentlicht wurden, ist der Nachrichten kein Ende, in denen von diesem Elementarteilchen als Gottesteilchen die Rede ist. Nicht nur Wissenschaftler weisen darauf hin, dass diese Bezeichnung irreführend ist – auch in vielen Blogs ist man sich einig, dass Journalisten den Begriff gegen alle wissenschaftliche Seriosität in reißerischer Absicht benutzen, dabei einer verlegerischen Dummheit aufsitzen und indirekt zu verstehen geben, dass sie selbst weder von Physik noch von Theologie viel verstanden haben und dies auch von ihrer Leserschaft nicht erwarten. So weit, so gut (oder so schlecht).

Am 6. Juli war nun in der WELT der Artikel zu lesen: „Warum das Higgs-Boson kein Gottesteilchen sein darf“. Darin heißt es, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick appelliere an Wissenschaftler wie Journalisten, das am Europäischen Forschungszentrum Cern entdeckte Higgs-Boson nicht als „Gottesteilchen“ zu bezeichnen. Der Begriff „Gottesteilchen“ verleite zu dem Missverständnis, das Geheimnis der Schöpfung könne mit der Wissenschaft und dem menschlichen Verstand irgendwann völlig erklärt werden.

Irgendwann? Verleitet der Begriff „Gottesteilchen“ in Verbindung mit der Information, dass das Higgs-Teilchen das letzte Puzzlestück im mikroskopischen Modell sei, mit dem Physiker seit einem halben Jahrhundert die Welt beschreiben, nicht vielmehr zu dem Missverständnis, das Geheimnis der Schöpfung sei von der Wissenschaft und vom menschlichen Verstand genau jetzt, nämlich mit der Entdeckung des Higgs-Bosons, völlig erklärt?

Wäre nun das Higgs-Boson das Gottesteilchen, was könnte danach noch kommen? Und wenn es nur ein Gottesteilchen wäre – sind dann nicht alle Teilchen Gottes Teilchen?

Don’t be a maybe – don’t smoke!

Samstag, Juli 7th, 2012

„Maybe never wrote a song“
„Maybe never learned to fly“
„Maybe will never be her own boss“
„Maybe goes nowhere“
„Maybe never found a way“
„Maybe never feels free“
„Maybe never fell in love“

 Maybe never fell in love - Marlboro

Zielgruppe dieser Werbekampagne sind junge Erwachsene, die täglich neu vor der Entscheidung stehen, ob sie anfangen sollen zu rauchen oder nicht: vielleicht … vielleicht auch nicht. Marlboro sagt: „du sollst“ und kommt damit wahrscheinlich besonders gut bei denen an, die im Elternhaus meistens „du sollst nicht, du darfst nicht“ etc. hören.

Die neue (zugegeben nicht mehr ganz so neue) Marlboro-Werbung stößt auch im Netz auf heftige Kritik, wobei viele der Meinung sind, die Werbung an sich sei genial, nur das Produkt passe nicht. Es gibt viel Adbusting und phantasievolle Antiwerbung.

Manche schreiben, sie verstünden die Werbung nicht. Wenn man die sprachliche Konstruktion aufschlüsselt, wird klar, warum.

Zunächst wird gesagt, dass zögerliche, unentschlossene Menschen, denen es schwer fällt, sich zu entscheiden, es im Leben zu nichts bringen – und zwar weder in puncto Karriere, noch in puncto Liebe, noch in puncto Selbstbewusstsein. Das wird in einen elliptischen Satz gekleidet, in dem mehrere Satzteile ausgelassen sind: „Maybe“ steht für „Someone who always says ‚maybe’“ („Jemand, der immer nur ‚vielleicht‘ sagt“). Inhaltlich ist das natürlich Unsinn. Zu vielen Entscheidungen wird man gezwungen, und wer heute „vielleicht“ sagt, kann morgen „ja“ oder „nein“ sagen, und es wird auch niemand ernsthaft behaupten, dass zögerliche Menschen sich nicht verlieben oder vollkommen ziellos durchs Leben gehen. Aber die Botschaft kommt an, und sie lautet: „Maybes“ sind eigentlich „Nobodys“.

In einem zweiten Schritt wird nun die Lösung all dieser Probleme versprochen: „Be Marlboro“ ist der Gegenentwurf zum gerade beschriebenen Versager, wobei „Be Marlboro“ wieder so eine elliptische Konstruktion ist: „Sei einer von denen, die Marlboro rauchen“. Im Rückschluss soll das bedeuten, dass, wer keine Marlboro raucht, ein „Maybe“ im obigen Sinne, also ein Versager ist.

Dass diese Gegenüberstellung hinkt, ist auch der Tatsache geschuldet, dass „maybe“ nicht das Gegenteil von „be“ ist. Das kann es schon sprachlich nicht sein, denn „be“ ist ein Verb, während „maybe“ ein Adverb ist. Die erste elliptische Konstruktion muss in der Auflösung also noch länger und auch ein Imperativ sein: „Don’t hesitate, because when you always say ‚maybe‘ you will never be your own boss“ (oder – elliptisch: „Dont‘ be a ‚maybe‘ who never will be his own boss“).

Genau hier liegt die Chance dieser Werbung: Wer nicht „vielleicht“ sagt, sagt nämlich nicht notwendigerweise „ja“ – er kann auch „nein“ sagen. Wer im Leben immer nur „ja“ sagt, wer immer mit dem Strom schwimmt und sich immer einer Gemeinschaft unterordnet („Be Marlboro“ soll ja auch bedeuten: Sei einer von uns, sei kein Außenseiter), wird zum Mitläufer und kann ebenso scheitern wie derjenige, der sich zu nichts entscheiden kann.

Konsequent zu Ende gedacht, lautet die eigentliche Botschaft dieser Werbung:

Sei nicht so unentschlossen – entscheide dich!

Lass dich nicht gegen deinen Willen verführen!

Sei kein Mitläufer – sag laut und deutlich „nein“, wenn du nicht willst.

 

Weltmeister Klitschko gewinnt schon vor dem Kampf

Samstag, Juli 7th, 2012

Am Nachmittag jedenfalls war im Inforadio zu hören: „Weltmeister Wladimir Klitschko verteidigt heute Abend seinen Titel“, und der Schweizerische Tagesanzeiger schreibt: „Der 36-jährige Ukrainer Wladimir Klitschko verteidigt heute (23.05 Uhr) seinen Titel im Berner Stade de Suisse gegen den Amerikaner Tony Thompson.“ Auch Bruder Witali müsste gar nicht mehr antreten – die Mitteldeutsche Zeitung vom 2. Juli 2012 weiß schon jetzt: „Boxweltmeister Witali Klitschko wird am 8. September dieses Jahres in Moskau seinen Titel gegen den deutschen Schwergewichtsboxer Manuel Charr verteidigen. Das teilte das Management des WBC-Champions am Montag offiziell mit.“

Offiziell! Und was, wenn einer der beiden Klitschko-Brüder den Kampf verliert?
Kann man einen Titel auch erfolglos verteidigen?

Mehrsprachige Gebete im Internet

Freitag, Juli 6th, 2012

Berufsbedingt bin ich oft in Sprachforen unterwegs. Dort fragt selten, aber doch immer wieder jemand nach Übersetzungen für Gebete und Gebetsfloskeln. Nun gibt es haufenweise Fachwörterbücher für Fußball, Architektur, Weinbau, Kunst, etc., etc. Aber eine richtige Seite oder ein Glossar mit Gebeten in zwei oder gar mehreren Sprachen gibt es nicht, jedenfalls habe ich bisher keine(s) gefunden. Nur ganz vereinzelt findet man einen Vers oder ein Gebet in mehreren Sprachen.

Nun habe ich ein Gesangbuch aus Taizé mit mehrsprachigen Gesängen (die ja meistens Gebete sind), und ich finde, es wäre eine gute Sache, diese Texte nach und nach ins Netz zu stellen. Die Anzahl der Sprachen variiert; mal gibt es mehr, mal weniger. Zuerst war ich im Zweifel, ob ich diese Gebete hier veröffentlichen kann oder nicht, aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr finde ich, dass eigentlich gerade Gebete hervorragend zum Thema „Text & Sinn“ passen.

Ich freue mich auf Ergänzungen in allen Sprachen der Welt! Und wer nicht will, muss ja nicht mitlesen.

Beginnen möchte ich mit einem Gebet für den Frieden:

Da pacem Domine, da pacem O Christe, in diebus nostris.
Grant us your peace, O Lord, grant us your peace, O Lord, may it fill all our days.
Donne la paix, seigneur Christ, en notre temps.
Da la paz, Señor Cristo, en nuestros dias.
Dona la pace, Signore Cristo, ai nostri giorni.
Gib Frieden, Herr, in unseren Tagen.
Panie, Chryste, daj pokój naszym czasom.

L’ORÉAL: Color Riche Lippenstift

Donnerstag, Juli 5th, 2012

Wenn ich Texte sehe, lese ich sie.  Und auch, wenn ich still für mich lese, höre ich die Texte irgendwie im Kopf. Mein Kopf liest in der Regel einsprachig, und wenn ich das Wort „Rose“ in einem deutschen Text lese, hört es sich anders an, als wenn ich in einem französischen oder englischen Text „rose“ lese.

Nun hingen während der Berlinale am Potsdamer Platz riesige Plakate von L’Oréal mit folgendem Text:

L’ORÉAL PARIS
COLOR RICHE / N° 1
SO INTENSIV
SO REICHHALTIG
SO COLOR RICHE

Bei dieser Werbung gerät mein Kopf durcheinander. Wie, um Himmels willen, spreche ich das aus? „COLOR“ ist amerikanisch (und hört sich dann so an) oder spanisch oder okzitanisch, und dann klingt es ganz anders (siehe Beispiele unter der Erdkarte; man muss die Pfeile anklicken), „RICHE“ wiederum ist eindeutig französisch. Hat der Werbetexter an eine multilinguale Mischung gedacht – womöglich weil die „Botschafterinnen der Schönheit von L’Oréal Paris aus allen Teilen der Welt“ kommen?

Oder soll man „RICHE“ wie (englisch/amerikanisch) „rich“ aussprechen? Wäre das angehängte „e“ am Ende gar eine kleine Rebellion der französischen Firma gegen die Dominanz des Englischen?

Sprachlich passt es jedenfalls – bei allem guten Willen – nicht zusammen! Besonders im letzten Satz nicht, wo man gar nicht weiß, wie man das „SO“ aussprechen soll. Vom Problem der Formung der beiden aufeinandertreffenden „r“-Laute will ich gar nicht erst reden; da käme man in Teufels Küche, je nachdem, für welche Sprachen man sich entscheiden würde …

Wenn ich je in die Verlegenheit geraten sollte, diesen Lippenstift in einer Parfümerie zu kaufen, werde ich so tun, als sei ich stumm. Ich werde der Verkäuferin einen Zettel hinhalten, auf dem der Name geschrieben steht. Vielleicht wird sie mich ja freundlich angucken und zustimmend nicken: „Ja, Kollerisch haben wir.“ Dann werde ich freundlich zurücknicken und dabei denken: Nein, kollerisch sind wir.“

SAP Project Inspiration

Freitag, Juni 29th, 2012

Auf der Startseite von SAP Germany ist derzeit zu lesen:
„Wir feiern 40 Jahre SAP.
Entdecken Sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der SAP im Project Inspiration.“

Stolper, stolper … Gibt es ein Projekt namens „Inspiration“ und hat man versehentlich „c“ statt „k“ geschrieben und auch versehentlich die Anführungszeichen beim Projektnamen vergessen? Anders kann der Satz nicht verstanden werden – „im“ bezieht sich eindeutig auf „Project“. Aber gleich zwei Fehler? Oder soll es „in der Projekt-Inspiration“ heißen? Und wie spricht man „Inspiration“ aus? Deutsch oder englisch?

Wenn man dem Link folgt, geht es so weiter:
„Herzlich willkommen zum Project Inspiration.
SAP feiert 40 Jahre Zukunft.

Entdecken Sie auf diesen Seiten faszinierende Fakten sowie Videos aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Treten Sie ein in unsere Online-Ausstellung – das Abbild unseres interaktiven Project Inspiration Pavillon in unserem Hauptsitz in Walldorf.
Seien Sie ein Teil der Inspiration.“

Mhm. Ein Teil der Inspiration … Aber dieselben Fehler wie oben … „Herzlich willkommen zum Projekt ‚Inspiration’“, müsste es heißen, oder „Herzlich willkommen bei der Projekt-Inspiration“. Und der Satz mit der Ausstellung ist auch nicht klar, weil grammatisch falsch. Wo ist der Genitiv? Ist gemeint, dass die Online-Ausstellung das Abbild unseres (real im Pavillon existierenden) interaktiven Projekts ‚Inspiration‘ ist? Oder ist sie das virtuelle Abbild des real existierenden Pavillons, in dem das Projekt ‚Inspiration‘ gezeigt wird? Oder das Abbild des Pavillons, in dem eine Ausstellung gezeigt wird, die Projekt-Inspiration zum Thema hat?

Fragen über Fragen.

Antworten findet man – wie erwartet – auf der englischsprachigen Seite:
„Welcome to Project Inspiration.
Celebrate 40 years of the future.
Enter a fascinating world of images and impressions from the past, present, and future. Enter our exhibit online – a virtual reproduction of our interactive Project Inspiration Pavilion at SAP headquarters in Walldorf.
Be part of the inspiration today.“

und im SAP Newsroom:
„Unter dem Motto ‚Project Inspiration – Celebrate 40 Years of the Future‘ eröffnete SAP heute eine interaktive Ausstellung in Walldorf. Auf dem SAP-Campus im Innenhof des Gebäudes 1 können alle Interessierten eine spannende Zeitreise in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der SAP machen.“

Hatte SAP kein Geld für eine ordentliche deutsche Übersetzung bzw. für ein Lektorat? Oder ist der Firma und den Kunden der Sprachmüll egal?

Touristen fisten

Mittwoch, Juni 27th, 2012

Eigentlich sollte das ein jugendfreies Blog sein, will sagen, bisher ist mir gar nicht in den Sinn gekommen, dass ich mich hier vielleicht auch über delikate Dinge äußern würde. Das hat sich geändert, seit ich heute den an sich ganz harmlosen Artikel „Ein Hoch auf die Touristen“ von Harald Jähner gelesen habe (Berliner Zeitung vom 30.5.2012).  Dort heißt es: „Kaum ein paar Wochen in Berlin sieht der Zugereiste aus der Provinz deshalb auf die Provinzler hinab und denunziert in der neuen Stadt alles, was ihm nicht passt, als unberlinisch und provinziell, augenblicklich am liebsten als schwäbisch. Dieser auch von links tolerierte Fremdenhass trifft am stärksten die Kurzbesucher, die Touristen. ‚Touristen fisten!‘, steht auf manchen Häuserwänden oder auch: ‚No Americans!‘.“

„Touristen fisten“ reimt sich, und was sich reimt, ist gut … aber was bedeutet es?

Ich hatte wirklich keine Ahnung! Im online-Duden bin ich schlau geworden: „fisten“ bedeutet: „Fistfucking praktizieren“.

Wer Englisch kann, ist klar im Vorteil … Aber warum beschreibt die Duden-Redaktion das nicht auf Deutsch? Ist der Sachverhalt zu peinlich? Und wird er weniger peinlich, wenn er englisch benannt und umschrieben wird?

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt …

Montag, Juni 25th, 2012

Fußball-WM in Südafrika - ohne Türkei

Dieses ärmellose Hemdchen („Made in Turkey“) erschien anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika erstmals im Handel – ein echter Hingucker … ich meine: Ladenhüter. Wenn die Buchstaben wenigstens aufgedruckt wären! Aber nein, sie sind aufgenäht, einzeln, nacheinander, in mühevoller Handarbeit. Vielleicht von Kindern …

Schon damals war die Türkei nicht qualifiziert. Honi soit qui mal y pense…

NB: „Mich deucht“ ist übrigens das Präteritum von „mich dünkt“. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann hier im Duden weiterlesen.

Auf der Oder schwimmt nie ein Graf …

Mittwoch, Juni 20th, 2012

 … habe ich im Französischunterricht gelernt, um „où“ (mit Accent grave, „wo“) von „ou“ (ohne Accent grave, „oder“) zu unterscheiden.

Comte de Montage

Hier ist durch Wegfall eines Accent aigu aus einem aromatisch-kräftigen Käse ein Graf geworden … allerdings keiner aus den Bergen, sondern einer zum Zusammenbauen, weil überdies noch ein „n“ auf der Strecke geblieben ist. Dabei hätte man nur abschreiben müssen